Chronik des TSV Rain |
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Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg Wenn der TSV Rain in diesem Jahr sein 100jähriges Gründungsjubiläum begeht, dann darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß es den Verein in dieser Form - unter diesem Namen - eigentlich erst 50 Jahre gibt. Zuvor hatten in der kleinen Stadt zwei durchaus in starker Konkurrenz zueinander stehende Vereine nebeneinander existiert Der traditionsreiche, im Jahre 1896 gegründete Turnverein (TV) und der wesentlich jüngere, 1920 nach dem Ende von Erstem Weltkrieg und Kaiserreich im Zeichen einer neuen Zeit ins Leben gerufene Fußball-Club (FC). Beide Vereine, deren Entwicklung detaillierter unter der jeweiligen Sportart beschrieben wird, deckten die damals bestehenden Sportmöglichkeiten und -interessen in der Bevölkerung weitgehend ab Die Turner standen für die traditionelle, Geist und Körper gleichermaßen fordernde Ertüchtigung, die Fußballer repräsentierten das moderne, dem Spielerischen zugewandte Denken. Die Turner hatten, nachdem sie bis 1922 ihren Sport unter teilweise abenteuerlich anmutenden Verhältnissen betrieben hatten, nun eine zweckmäßige und hinter dem Kohlberger-Anwesen auch zentral gelegene Turnhalle zur Verfügung, konnten daneben auf dem freien Feld leichtathletische Übungen betreiben und zum Faustball auf die Fohlenweide gehen, die Fußballer stellten ihre Tore ab 1920 an der Donauwörther Straße unweit der Bahnlinie auf und gaben dem Platz wegen der dort seit altersher stehenden Baumgruppe den Namen "Drei Linden". Heute selbstverständlich anmutender Komfort war damals undenkbar Waschen konnten sich die Sportler nur, indem sie eine Wanne mit Wasser vollaufen ließen - allerdings nicht in einer Umkleidekabine am Sportplatz oder in der Turnhalle, sondern irgendwo in der Stadt in einer Gastwirtschaft (nach Wettkämpfen) oder eben zuhause. Vor Spielen zog man das Dreß bereits zuhause an und lief dann in voller Montur den weiten Weg hinaus zum Fußballplatz; und auch den Turnern erging es nicht viel anders. Der Begeisterung tat dies keinen Abbruch, so daß beide Vereine in den 20er und 30er Jahren deutliche dreistellige Mitgliederzahlen vorwiesen. Hatte der Erste Weltkrieg den Turnbetrieb nur zeitweise behindert, so griff der Zweite Weltkrieg in den Jahren 1939 - 1945 radikal in das Vereinsleben ein. Die meisten Aktiven mussten zum Heer einrücken, Sportbetrieb war so gut wie unmöglich. Die Gleichschaltung und Zentralisierung der Nazi-Diktatur griff in alle Lebensbereiche ein und machte auch vor den Sportvereinen nicht halt. Aus Vorständen wurden Vereinsführer, die keinen Stellvertreter mehr brauchten und vor allem auch politische Linientreue an den Tag legen mussten. Die bunte Vielfalt an Vereinen sollte möglichst eingeschränkt werden; das bekamen auch die beiden Rainer Sportvereine zu spüren. 1941 wurden TV und FC zwangsweise zu einer "Turn- und Sportgemeinschaft" (TSG) vereinigt, die aber in den letzten Kriegsjahren kaum mehr Aktivitäten entfalten konnte. Nach 1945 Der TSV etabliert sich schnell Kaum war der Schlachtenlärm, der Rain erst in den letzten Kriegstagen im April 1945 direkt erreichte, richtig verklungen, begannen sportbegeisterte Überlebende damit, die Vereine wiederzubeleben. Schon im August 1945 wurde der FC Rain wiedergegründet, während der Turnverein nicht so leicht wieder reaktiviert werden konnte. Zu schwer waren hier die Verluste. Nachdem der FC sehr schnell eine beachtliche Mitgliederzahl erreicht hatte, trat die Vereinsführung mit einigen TV-Mitgliedern in Verhandlungen, um einen Neuzusammenschluß auf freiwilliger Basis, im Unterschied zur Zwangsvereinigung wenige Jahre zuvor, zu erreichen. So trafen sich im Frühjahr 1946 im Gasthaus Schmelcher 12 bereits lange im Sport Tätige Georg Holzapfel, Martin Pledl, Hermann Koller, Ignaz Mayr, Anton Weiß, Franz Römer, Richard Mayinger, Michael Rieder, Josef Müller, Adolf Grueber, Karl Faig sen. und Ludwig Straubinger sen. beschlossen dabei die Fusion und die Benennung "Turn- und Sportverein 1896 Rain am Lech". Als Vereinsfarben wurden rot-weiß festgelegt, die Farben, die auch der TV schon trug und in denen auch die Vereinsfahne aus dem Jahre 1909 gehalten war. Zudem hatten auch die Fußballer in den letzten Vorkriegsjahren bereits in dieser Kombination gespielt, obwohl ihre Vereinsfarben eigentlich weiß-schwarz waren. Am 30. April 1946 stand die neue Vereinssatzung, die von der amerikanischen Militärregierung dann mit Schreiben vom 6. Mai 1946 genehmigt wurde. Und der TSV führte bereits zum 30.Juni 1946 stattliche 180 Mitglieder. Neben Fußball wurden in den Anfangsjahren auch Handball und Faustball gespielt; auch eine Schach-Abteilung kam hinzu. Und die Turner waren in den ersten Nachkriegsjahren ebenfalls noch auf einigen Wettkämpfen vertreten. Doch letztlich setzte sich Fußball durch und war in den folgenden fast 20 Jahren praktisch der einzige Sport, der im Rahmen des TSV wettkampfmäßig betrieben wurde. Entsprechend galt dem Ausbau des Sportgeländes das Hauptaugenmerk der Vereinsführungen, ob nun unter Anton Weiß jr., Georg Weber, Karl Beck oder später den in mehrmaligem Wechsel fungierenden Vorständen Christian Lehmeier und Franz Römer. Es begann 1949 damit, daß ein Bauantrag für ein Umkleidehäuschen an der Nordseite des Spielfeldes eingereicht wurde. Nachdem dieser erste Bau, noch mit einem Brunnen zum Selberpumpen versehen, fertiggestellt worden war, folgte schon zwei Jahre später der Antrag für einen Erweiterungsbau Ein Wohngebäude für die späteren Wirtsleute (1952 - 1965) Franz und Maria Meisinger, die selbst bei der Erstellung die eifrigsten Helfer waren und deshalb dann auch lange mietfreies Wohnrecht hatten. Mit der Bewirtung am Sportplatz begannen neue Zeiten für den TSV, der allmählich den Standard für das Sporttreiben in Rain nach oben anhob. Der sportliche Aufschwung der Fußball-Abteilung, die intensiviert betriebene Jugendarbeit und die ansteigenden Mitgliederzahlen führten trotz der oftmals wechselnden Vorstandschaften, in denen der insgesamt 23 Jahre als Schriftführer und später noch drei Jahre als Kassier amtierende Ignaz Mayr sowie Karl Merk und Franz Römer die konstanten Größen waren, dazu, daß der TSV in Rain gewaltig an Bedeutung und Ansehen gewann. Beständige Unterstützung durch die Stadt und durch die ansässigen Betriebe halfen dann auch, als zwischen 1966 und 1968 unter der Regie von Karl Merk das Sportheim, das seit 1965 nun von Franz und Anneliese Meisinger geführt wurde, umgebaut und vergrößert und am Ostende des Sportplatzes ein neues, zeitgemäßes Umkleidehaus errichtet wurde. Mit Festtagen wurde die Fertigstellung 1968 gebührend gefeiert. Der TSV wird zum Großverein In der zweiten Hälfte der 60er Jahre war die Nachkriegszeit endgültig vorüber; der Wiederaufbau war abgeschlossen und der allgemeine Wohlstand erreichte vorher nie bekannte Dimensionen. Gestiegene finanzielle Möglichkeiten und allmählich mehr werdende Freizeit in der Bevölkerung zeigten sich jetzt auch darin, daß das Interesse am aktiven Sporttreiben anstieg und sich nicht mehr ausschließlich auf Fußball beschränkte. 1967 bekam der TSV den ersten Zuwachs, als die Tischtennis-Abteilung gegründet wurde. Sie war in den ersten Jahren noch auf die alte, inzwischen baufällige Turnhalle angewiesen, wo auch das kleine Grüppchen von Freizeitturnern, das sich noch traf, "zuhause" war. Der richtige "Run" setzte dann aber mit Beginn der 70er Jahre ein. In der Turn-Abteilung regten sich mit der Damen-Gymnastik und dem Jedermannsport plötzlich wieder die Lebensgeister, wenn auch nicht mehr auf leistungssportlichem, sondern auf breitensportlichem Gebiet. Mit der Fertigstellung der Grundschulturnhalle (ihre Eröffnung war verbunden mit der Festwoche zum 75jährigen Bestehen des TSV), des Hallenbades, der Realschulturnhalle und der Leichtathletik-Anlagen in den Jahren 1971 bis 1973 ergaben sich in Rain plötzlich völlig neue Möglichkeiten der Sportausübung, die von der Bevölkerung auch dankbar angenommen wurden. Und so schossen die neuen TSV-Abteilungen wie Pilze aus dem Boden 1971 wurde die Abteilung Volkswandern ins Leben gerufen, die über eineinhalb Jahrzehnte lang äußerst rührig war und unter der Führung von Ludwig Reiter, Theo Kiefer und Günter Schreiber mehr als 15 "Internationale Volkswandertage" in den Rainer Lechauen veranstaltete, ehe Ende der 80er Jahre das Interesse an dieser breitensportlich ausgerichteten Wanderbewegung allgemein nachließ und die Abteilung sich auflöste. Nachdem sich 1973 mit dem Faschingsclub ein "Exot" dem TSV angeschlossen hatte, der aber in den Folgejahren zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil wurde, folgten 1974 mit der Leichtathletik und dem Schwimmen zwei wichtige neue Abteilungen. Nur ein Jahr später stießen auch die Gewichtheber hinzu, 1976 begannen die ersten Taekwon-Do-Athleten mit ihren Übungen, und weitere zwei Jahre später war es soweit, daß sich in Rain mit der Ski-Abteilung auch eine Wintersportart etablierte. Dieser Boom machte den TSV innerhalb weniger Jahre von einem praktisch reinen Fußballclub zu einem Großverein mit breitem sportlichem Angebot. Vorstand Anton Fuchs und seine Mannschaft, die im Kern aus Fritz Stempfle, Werner Nürnberger und dem allzu früh verstorbenen Erich Frey bestand, waren in dieser Zeit stark gefordert, um den Verein auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Sparten auszugleichen und den Verein auch weiterhin handlungsfähig zu erhalten. Ende der 70er Jahre war der TSV bereits auf 750 Mitglieder angewachsen, und er behielt den Expansionskurs auch weiterhin bei, als 1979 Fritz Stempfle den Vorstandsposten übernahm, Werner Nürnberger Stellvertreter wurde und Leo Meier als Schriftführer sowie Michael Sauer als Kassier nachrückten. Jugendarbeit wurde in fast allen Abteilungen großgeschrieben, mit den Surfern kam 1981 eine weitere, in ihrer Ausrichtung wieder völlig neue Sportart hinzu. Und als dann 1985 die Realschulturnhalle zur Dreifachturnhalle erweitert worden war, da erweiterte sich der Reigen der Abteilungen im TSV nochmals. Die Handballer kamen hinzu und vier Jahre später als bislang letzte Sparte auch Badminton; zuvor hatten sich 1988 die Sportkegler organisiert, nachdem im Pfarrzentrum eine Kegelbahn gebaut worden war und nun auch die Voraussetzungen zum Betreiben dieser Sportart in Rain gegeben waren. In dieser Folge markierte das Jahr 1987 einen Markstein in der TSV-Geschichte, denn in diesem Jahr wurde die Schallmauer von 1000 Mitgliedern durchbrochen - ein Jahr, nachdem der TSV seine bislang größte Festwoche anläßlich des 90jährigen Bestehens durchgeführt hatte. Fast schon professionelles Management war für die Verwaltung einer solch großen Organisation nun erforderlich; dabei wurde die viele Arbeit, die die Vorstandschaft - neben Stempfle und Nürnberger mittlerweile Schriftführer Robert Marb und Rechnungsführer Michael Gebhardt - zu bewältigen hatte, oft gar nicht richtig eingeschätzt. Ein Problem des Vereins, das mittlerweile nicht mehr zu übersehen war Viele Mitglieder fühlten sich in erster Linie ihrer eigenen Sparte verpflichtet, der Gesamtverein erschien demgegenüber weniger wichtig. Dies zeigte sich nicht zuletzt darin, daß die lange übliche TSV-Weihnachtsfeiern oder die TSV-Jahreshauptversammlungen immer schwächer besucht wurden, während die Aktivitäten in den Abteilungen weiter anstiegen. Um den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten und das Gefühl zu vermitteln, daß der Hauptverein auch an dem Geschehen in den Abteilungen interessiert war, waren von den Funktionsträgern immer mehr Termine wahrzunehmen, wurde die Arbeitsbelastung weiterhin größer. Anfang der 90er Jahre erfolgte ein weiterer Führungswechsel Erhard Sandmeir, zuvor schon zweiter Vorstand, übernahm nun den Vereinsvorsitz, assistiert von Hans Ruf, Kassier Fritz Zach und Schriftführer Karl-Bruno Schmelcher. Neben dem aktuellen Vorstandsteam bekam der Verein auch immer mehr Vorstandsmitglieder ehrenhalber Nach Christian Lehmeier und Franz Römer wurden auch Anton Fuchs und Fritz Stempfle zu Ehrenvorsitzenden ernannt, und Ignaz Mayr war zum "Ehrenschriftführer" berufen worden. Das breite Spektrum an Sport-Möglichkeiten im TSV noch besser darzustellen und das Zusammengehörigkeitsgefühl der verschiedenen Abteilungen zu fördern, wurde zu einem der wichtigsten Anliegen der neuen Führungscrew. Beispielhaft für diese Bemühungen waren zwei Sportempfänge 1992 und 1993 in der Dreifachturnhalle, die Förderung des traditionellen TSV-Balles am Faschingssamstag, der seit 1995 ebenfalls in der Dreifachturnhalle stattfindet, aber auch weniger spektakuläre Neuerungen wie ein monatlicher Spartenleiter-Stammtisch. Als zentrale Aufgabe sah die Vorstandschaft aber schon bei ihrem Amtsantritt 1991 auch die Errichtung eines neuen Sportheimes an. Weder das bisherige Vereinsheim noch die Umkleideräume am Sportplatz entsprachen noch dem Standard dieser Zeit. Von Anfang an war geplant, den Bau bis zum 100jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 1996 fertig zu stellen. Es mussten aber einige planerische und organisatorische Hürden überwunden werden, ehe der Bau dann 1995 an der Ostseite des Sportplatzes endlich begonnen werden konnte. Die Unterstützung durch die Stadt und durch viele Gewerbebetriebe war dem TSV auch diesmal wieder sicher; besonders erfreulich aber war, daß entgegen der Unkenrufe von vielen Seiten auch die Bereitschaft der Mitglieder zum unbezahlten Arbeitseinsatz auf der Baustelle groß war. Ein hoffnungsvolles Zeichen für den neuen Bau mit modernen Kabinen, Gasträumen und einer Vier-Bahnen-Kegelanlage, der bei den Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum nun termingerecht seiner Bestimmung übergeben werden kann und unter den neuen jugoslawischen Vereinswirten (Franz und Anneliese Meisinger traten Ende Juni 1996 nach 31jähriger Tätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand) zu einem Treffpunkt des gesamten Vereins, der mittlerweile auf 1320 Mitglieder angewachsen ist, werden soll. Auch im zweiten Jahrhundert seines Bestehens soll gelten, was den TSV bisher schon getragen und groß gemacht hat Sport ist im Verein am schönsten - dies gerade auch in einer Zeit, in der die Verhältnisse nicht mehr so sind wie bei der Wiedergründung 1946, als sich beispielsweise fünf Kandidaten für die Ämter als erster und zweiter Vorstand bewarben und genauso viele Bewerber auch Fußball-Abteilungsleiter werden wollten. |
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Vorstandschaften seit 1920 |
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